Der Ballo di Casanova, ein venezianischer völlig OT Maskenball, rückt näher. Am 1.3. will ich heuer ein anderes Kleid tragen als die letzten drei von vier Male. Nicht, dass ich nicht genug hätte. Aber die einen sind zu warm, die anderen zu wenig prunkvoll/aufwendig. Ein bürgerliches Rokokokleid in ACE-Farbe habe ich zwar schon (gekauft) und angepasst, aber das ist mir auch zu wenig prunkvoll... Die Dame war aber so nett, mir das Schnittmuster mitzuschicken. Allerdings zwei Größen zu groß alles. Also habe ich am Sonntag den Schnitt mal angepasst und gleich mit dem Futter für ein neues Kleid begonnen. Rokokokorsett habe ich schon. Dieses Kleid soll aber eine Francaise werden. Nach JAHREN des Schnittüberlegens bin ich endlich dahinter gekommen! Ich versuche es zu dokumentieren, wenn ich nicht wieder drauf vergesse in meiner Arbeitswut ;)
Vorbild für mein Kleid ist dieses hier aus einer lokalen Ausstellung, aber leicht verändert:
Seit Jahren habe ich dafür den perfekten Stoff, finde ich, daheim gehortet: eine Ikea-Bettwäsche aus Baumwolle! Die Ärmelvolants sind aus Baumwollbatist. Allein für den Ärmel habe ich sicher eine halbe Stunde gebraucht o.O Die Deko daran fehlt natürlich noch.
UFF.! Morgen gehts weiter, heute wird nur mehr am Elbenzeug weiter perlengestickt.
23.1.
5h Arbeit liegen hinter mir! Aber es ist es wert =)
Bild 1: Das Futter, mein Basis-Schnittmuster. Vorne sind Metallstäbchen drin, damit es nicht in Falten liegen kann.
Bild 2: Detail der klassisch barocken Verbindung: Der Oberteil + Rock ist ein einziges Stück Stoff, hier sieht man die "Verbindung". Das links ist der Rücken mit einer großen Kellerfalte - das typische der Francaise - von der Trägernaht zu Trägernaht (Bild 3). Der Stoff, der links und rechts als Rechtecke übrig ist für den Rock wird gerafft und an den Taillenschnitt zur Taillennaht genäht. Deshalb können bei der Francaise locker 7 m Stoff und mehr verarbeitet werden. Für mein 1770-Kleid reichen die 4m aber grade. Das Detail am Ärmel mit dem Kellerfaltenband ist auch gut sichtbar.
Bild 4+5: So sieht es aus, wenn der Oberstoff auf der Puppe ist. Schon ganz schön kleidmäßig, gell? :) Das Futter ist vom Umfang her kleiner als der Oberstoff, um genau die Kellerfalte der Francaise. Es wird vorerst nur auf den Seiten und oben angenäht. Um das Kleid trotzdem körpernah zu machen, muss der Oberstoff nun händisch an das Futter genäht werden. Die Francaise-Falte überdeckt das dann.
Bild 6: Derzeitiger Stand. An den Ärmeln und am Kragen gibts Verzierungen, in deren Naht nähe ich mit der Hand gerade naturweiße 7mm breite Samtbänder. Der (Häkchen-)Verschluss fehlt noch, ebenfalls die Verbindung Futter-Oberstoff unten innen (s.o.) und eine Verbesserung bei den Zipfeln unten. Ich freu mich schon so aufs Tragen! =)
Dazu gibts eine passende Maske aus demselben Stoff mit vielen Stoffblümchen und Pfauengras. Ein bisschen barocke Opulenz darf schon sein ;)
Am Sonntag möchte ich dann noch die Poschen dazu nähen. Ich schätze, dass ich bis jetzt 8 Arbeitsstunden habe und es ohne die schon an die 15 werden...
Edit: Noch die Samtbänder aufgenäht und die erste Hälfte des Verschlusses. Ich kann es mal an mir selbst probieren und es passt wie angegossen =) Der Ausschnitt hätte tiefer sein können, aber besser zu klein als zu groß ;)
24.1.
Ein kleines Update nur wegen Arbeit. Ich habe heute endlich wieder Maskenmaterial besorgen können und seit 7 an der Maske zum Kleid gebastelt. Das Resultat: venezianische Grundmaske, mit dem Kleidstoff bezogen, mit Diorröschen, Papier- und Stoffblumen beklebt und Pfauengras montiert. Das Band ist das gleiche Samtband wie am Kleid. In die Frisur sollen noch welche dieser Callae kommen. Die Maske sitzt etwas tief am Bild, weil sie nicht fest geschnürt ist.
25.1.
Ich habe mir die Poschen und Gund ausgeborgt und Bilder gemacht von mir im (fast) fertigen Kleid :) Nur noch etwa zwei Stunden Handnähen am Futter!
Ich bin im Großen und Ganzen aber wirklich zufrieden mit dem Ergebnis und liebe das Kleid! Nur meine Fingerkuppen sind jetzt offen... Beim nächsten Mal werde ich nur einige Kleinigkeiten ändern: Die Watteaufalte zuerst auf das Futter nähen und mir das Gwirks mit der Hand ersparen (stundenlanges Anpassen und Herumziehen und Stecken), den Ausschnitt tiefer setzen und die Raffungen an der Taille können ruhig weiter nach hinten noch verlaufen. Aber das verbuche ich unter Rokokoanfängerfehler und lerne daraus.
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